Samstag, 5. Oktober 2013

Eindrücke von Brundibar

Es ist zwar schon etwas spät, aber, da mich diese Briefe wirklich gerührt haben, wollte ich diese Eindrücke von Brundibar - geschrieben von Mitgliedern des Pilsner Chores - unbedingt noch hier hin bringen. Das Deutsch ist zwar nicht perfekt, aber ich denke jeder kann es verstehen und ich persönlich finde sie einfach traumhaft. also hier sind sie..

Die Geschichte vom PKmus

- geschrieben von Alena Hladká 


Ganz am Anfang hielt ich unsere Mitwirkung mit dem Cantemus Chor nur für eine weitere so genannte „Freundschaft“ mit einem ausländischen Chor, welche wir schon mehrmals unternahmen. Und so erwartete ich nichts Besonderes von diesem Projekt. Vielleicht auch deshalb, weil ich mir die Zusammenarbeit an einer Oper gar nicht vorstellen konnte, geschweige denn einer derart außerordentlichen wie Brundibár. Deswegen fuhr ich, genauso wie viele andere, nach Regen etwas befangen und damit, dass ich ja gar nicht weiß, was ich vom Projekt eigentlich erwarten kann. Ich fürchtete mich ein Bisschen davor, ob wir uns überhaupt verstehen und gegenseitig passen. Als ich dann nach der Ankunft in Regen unseren Bus verließ, verschwanden meine Ängste im Augenblick. Nicht nur erblickte ich ein wunderschönes Areal, wo wir die nächsten fünf Tage verbringen sollten, sondern und vor allem sah ich die lächelnden Gesichter deutscher Chorleute. Nach dem offiziellen „Kennenlernen-Programm“, das uns am Anfang doch ein Bisschen in Verlegenheit setzte, stießen wir uns Hörner ab und fingen allmählich an, die anderen wirklich kennenzulernen. Wir überwunden die wenigen Sprachhindernisse, die zwischen uns existierten, und je mehr wir uns bekannt machten, desto schöner fanden wir unseren Aufenthalt in Regen. Letztendlich gab es gut versteckte Anspielungen und Witze unter uns und wir verstanden uns perfekt. Auch die Einübung von Brundibár ging leichter, da wir wussten, dass wir unter Freunden sind und nichts zu befürchten haben. Unsere Freundschaft versiegelten wir nun am letzten Abend mit einem enormen Freudenfest, dem bunten Abend, wobei wir ja so viel Spaß erlebten! Umso schwieriger war es für uns, am nächsten Tag heimzufahren und unsere neue Freunde in Deutschland zu hinterlassen. Wir verließen Regen allerdings mit dem Wissen, dass wir uns bald wieder auf der Bühne in Regensburg treffen. Wir freuten uns sehr darauf. Vierzehn Tage vergingen schnell und schon fuhren wir wieder Richtung Bayern. Sobald wir unseren Bus auf dem Parkplatz hinter unserer Jugendherberge in Regensburg verließen, nahmen uns die deutschen Familien einzeln oder paarweise auseinander und brachten zu ihnen nach Hause. Ich glaube, alle von uns wurden in ihren jeweiligen Gastfamilien einfach in Watte gepackt, wofür wir diesen sehr dankbar sind! Am nächsten Tag, nachdem wir eine kommentierte Führung durch die wunderschöne Stadt Regensburg absolviert hatten, gab es eine ewig lange Probe. Soundcheck, Kostüme, echte Kulissen und Choreographie. Da wir aber die Chöre sind, die nichts befürchten und mit Begeisterung direkt in die Sache rein tauchen, konnte uns einfach nichts anhaben. Und so blieb nach der Probe noch etwas Zeit, die Stadt Regensburg auch in der Nacht gemeinsam zu erleben, was uns einen großen Spaß machte. Am zweiten Tag erwarteten uns gleich zwei Vorstellungen. Trotz eines großen Lampenfiebers und Befürchtungen wage ich zu behaupten, dass wir unserer kleinen Oper den Ruhm einbrachten, der ihr zu Recht zugehört. Die Leistungen aller Solisten sowie Chorleute waren außergewöhnlich und ich denke, dass mir die anderen recht geben, wenn ich sage, dass uns die Oper zu Tränen rührte. Es ist unglaublich, dass wir diese tolle Vorstellung in nicht mehr als einer einzigen Woche einstudierten. Das ließe sich allerdings nicht ohne unsere nette Chorleitung, Dolmetscher Martin, Regisseurin Christine, Cantemus-Chorleiter Matthias und unser tolles Orchester verwirklichen. Wie es aus meiner ganzen Erzählung hoffentlich klar ist, bedeutet dieses Projekt für mich etwas Außerordentliches und Schönes. Und das auch trotz dessen, dass wir Brundibár nicht für immer spielen werden. Die schönen Momente und alle netten deutschen Freunde aber, die bleiben doch mit uns.
(PKmus = Pilsner Kinderchor (PKCh) + Cantemus)
 

Es war einmal eine Kinderoper 

- geschrieben von Magdalena Froňková 


Der Bus wurde zum Stehen gebracht, im Gang in seiner Mitte erleuchteten zartrosa Lichter und die noch etwas schlaftrunkenen Kinder strömten aus dem Bus heraus. In der Zubringergasse der Jugendherberge in Regensburg standen schon ein paar deutsche Familien. Letztendlich konnten wir uns erst an der Pforte der Jugendherberge richtig kennenlernen, obwohl alles schon vorher dazu neigte, dass fast alle Mitglieder des Pilsner Kinderchores mittlerweile auseinander genommen wurden. Plötzlich brach Krawall und Randal aus und große, von den etwas verwirrten Tschechen gezogene Koffer rollten überall um mich herum. Meine Gastfamilie war schon bereit mich auszuholen, also packte ich rasch meinen Koffer, umarmte die nächststehenden Freunde und ging auf neue Abenteuer aus. Das Übernachten in den Gastfamilien gehört zu den besten Erlebnissen, die ihr während verschiedener Ausflüge und Projekte gewinnen könnt. Die Familien der Cantemus-Mitglieder entledigten sich ihrer Aufgabe als Gastgeber richtig graziös! Ich hätte nie gedacht, dass ich schon während der Fahrt nach „Hause“ erkannte, die nächsten zwei Tage in Regensburg werden einfach toll sein! Im Rahmen unserer Intensivtage näherten sich die zwei Chöre, Pilsner Kinderchor und Cantemus, unvorstellbar an. Ehrlich gesagt vermisste ich schon nach zwei wieder in Pilsen verbrachten Tagen gewisse Leute so sehr. Und nicht nur damals, sondern auch jetzt, wo meine Finger über die Tastatur laufen, mal schnell, mal langsam, ziehen mir unglaubliche Dinge durch den Kopf – Gedanken, die sich tief ins Gedächtnis einprägen und nie wieder gelöscht werden. Es sind genau die Gedanken, an welche ihr euch dann erinnert, wenn ihr einmal alt werdet und euren bei euch auf dem Schoß sitzenden Enkelkindern was von eurer Jugend erzählt. Die Erinnerungen schweben weiter. Zwei Mädchen sitzen am Abendbrot und alle drei 
Bisse lassen sie sich vom Essen ablenken, um sich was zu erzählen. Es geht darum, die Nachbarin kennenzulernen, oder die besten und schönsten Erlebnisse sowie Erkenntnisse aus der Geschichte des Chores mit ihr tauschen. Nach einer Weile hebt eine von den beiden ihren Kopf hoch und sagt: „You know, I‘d never think, that once I‘d regret the fact I can’t speak German...“ Ja, ich muss gestehen, dass ich den Deutschunterricht so viel wie möglich mied. Und jetzt? In vollem Ernst überlege ich, mich in eine Sprachschule anzumelden. Was ist nun dazu hinzuzufügen? Solche Projekte verändern jedem seine Lebenseinstellung. Cantemus und der Pilsner Kinderchor sind ein leuchtendes Beispiel dafür. In Regen gab es Momente, wo wir sozusagen gezwungen wurden, zusammen zu arbeiten und – wie man zu sagen pflegt – gemeinsam an einem Strick zu ziehen. Bildhaft aber auch tatsächlich schlossen wir uns alle, oder mindestens die unentbehrliche Mehrheit, zu einem langen Seil zusammen, um somit unsere Freunschaft zu bekräftigen. Eine Freundschaft beinahe auf Leben und Tod. Ich wiederhole, dass zwar alle (oder eben die Mehrheit) an der Oper gemeinsam beteiligt waren, doch es ging im Projekt Brundibár hier und da auch genau um den Gegenteil, denn jeder von uns musste nämlich seinen eigenen Teil der Erzählung übernehmen, die wir zusammen verwirklichten. Die Zukunft beider Chöre stand auf kleineren Aufgaben einzelner Individuen. Ich meine, dass sich die wahre Substanz des abgegangenen Wochenendes (am 21. und 22. September 2013 – Anm. Übersetzer) am besten mit dem Spruch „Einer für alle, alle für einen!“ fassen lässt. Auf Wiedersehen! 



Der doch ganz nette Brundibár 

- geschrieben von Bára Loučímová 


Ehrlich gesagt war nicht nur ich selber etwas in Verlegenheit gesetzt, als wir nach Regen reisten, um uns dort zum ersten Mal mit dem Cantemus Chor zu treffen. Zwar war es nicht das erste Mal, dass wir mit einem ausländischen Chor mitarbeiten sollten, aber nie zuvor verbrachten wir mit ihnen eine so lange Zeit zusammen, in einer von der Außenwelt fast isolierten Anlage, Sporthalle und Speisesaal. Das erste, was mich sehr nett überraschte, war die schöne Umgebung und gleich danach die lächelnden Gesichter von Leuten und Kindern, die nur ein paar Minuten später nach uns aus ihrem Bus raussprangen. Obwohl es einigen von uns am Anfang schwer tat, sich in einer fremden Sprache zu unterhalten, schafften wir es dann trotz einiger Anfängerpeinlichkeiten doch ziemlich gut. Schon das Animationsprogramm, das uns gleich zu Beginn unserer Intensivtage erwartete, und eine Menge befangener Gesichtsausdrücke, welche dieses erweckte, führten zu großen Lachsalven. Letztendlich aber verlief alles perfekt, wir lernten viele neue Leute kennen und am Ende der Intensivtage fuhren einige von uns sogar mit Tränen in den Augen heim. Auch ich war glücklich und freute mich schon sehr auf die eigentliche Prämiere der Kinderoper Brundibár und auf ein weiteres Wochenende im Kreis dieser tollen Leute. Nichts konnte uns mehr überraschen, als unsere Ankunft am 20. September in Regensburg, wo wir zunächst von einer Menge deutscher Familien willkommen heißen wurden, welche 
mehr als bereitwillig waren, uns zu ihnen heim zu führen und dort als Gäste unterzubringen. Viele von uns waren sehr überrascht, aber dann nahmen wir dann dieses Angebot doch mit richtiger Begeisterung an. Es ist nämlich immer viel besser in einer Gastfamilie eine Unterkunft zu finden und dort viel Spaß mit zuvor unbekannten Leuten zu erleben, als dieselbe Zeit im irgendeinen Hotel zu verbringen, wie alle üblichen Reisenden. Und was Kultur angeht, glaube ich persönlich, dass uns beide Vorstellungen gut gelingen. 
Und obwohl die Proben sehr anspruchsvoll waren, denke ich, dass wir alle dabei doch auch etwas Spaß hatten! Ich hoffe, dass sich auch alle anderen, genauso wie ich, auf November freuen, wo wir den Cantemus-Mitgliedern ihre Gastfreundlichkeit mit unserer hier in Pilsen vergelten können. 


und weil es so schön war, wollte ich noch selbst einen Text schreiben:

Ein bisschen Freundschaft

- geschrieben von Frances Buckland


Bevor wir uns in Regen kennengelernt haben, hatten die meisten ein bisschen Angst vor dem Zusammentreffen. Wir haben noch nie mit einem (anderssprachigen) Chor in unserem Alter zusammengearbeitet.  Außerdem kamen sofort stereotypen auf den Tisch: schüchtern. Die meisten aus dem Cantemus sind so gut wie das Gegenteil von schüchtern, also zumindest zusammen mit den anderen. Aber wir haben ja bald gemerkt, dass wir super zurecht kommen! Ich dachte wirklich nicht, dass diese netten Menschen mir so schnell so wichtig sind. Aber an einer Oper zusammen zu arbeiten und gemeinsam was zu erleben schweißt zusammen. Trotz Sprachbarriere! Die Sprachanimation hat in gewisser Weise glaube ich auch einen Teil dazu beigetragen, ich meine, wir haben zusammen gelacht und versucht, den anderen die Aufgabe zu erklären oder eine Lösung zu finden. Der letzte Abend war dann das siegel unserer Freundschaft. wir haben gesungen, getanzt , und und und. Das war wirklich der beste Bunte Abend, den es bis jetzt gegeben hat (also für mich). Natürlich war der Abschied schwer, aber das verwundernde daran war, das der nächste noch schwerer wurde. Das Wochenende, wo wir unsere Freunde zu uns holen durften, war wirklich witzig, auch wenn - was ja irgendwie klar war - die Proben ewig gedauert haben und der Schlaf wohl etwas zu kurz kam. Auch die Aufführungen haben sehr viel Spaß gemacht und die kleine Party dazwischen auch. Beim Applaus nach der zweiten grandiosen Vorführung war nur leider das Kommende schon sehr präsent. Und dieser Abschied hieß dann nicht auf in zwei Wochen, sondern eher 'auf in zwei Monaten' was da noch nach einer Ewigkeit klang! Ich habe extra versucht, die Zahl runter zu mogeln, damit man immerhin so tun kann, als wäre das schon fast morgen. Einundhalb Monate. Auf jeden Fall freue ich mich auf unser Wiedersehen in Pilsen sehr und glaube, dass das ein wunderbares Wochenende wird, und ich durch diese Produktion Freunde fürs Leben gefunden habe.


Danke für diese wundervolle Zeit! xoxo

das wars auch von mir (und von dem Thema Brundibar fürs erste)
Franky

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