Ritter Friedberg
Von
Betti Meider
Irgendwann
hatte eine Gruppe Dorfkinder genug. Denn so konnte es nicht weitergehen! Sie
hatten von einer Waldhexe gehört: über hundert Jahre alt und voller Wissen über
Magie. Sicher würde ihr auch etwas einfallen, um das Ritterproblem ein für alle
Mal aus der Welt zu schaffen.
In
einer sternenklaren Nacht schlichen sich die Kinder aus ihren Häusern – mit dem
Plan, die Welt zu retten. Sie waren schon seit mehreren Stunden unterwegs und
der Morgen brach schon an, da hörten sie ein Knacken und Rascheln. Ängstlich
versteckten sich die Kleinen hinter den Älteren. Doch es begegnete ihnen kein
Monster oder Gespenst. Nein, nur ein schlauer Fuchs kroch aus seinem Bau und
sah sie fragend an:
„Wohin des Weges? Solltet ihr nicht längst schlafend in
euren Bettchen liegen?“
„Wir wollen zu großen Waldhexe“, antworteten sie im
Chor und der Fuchs grinste.
„Die Waldhexe wünscht keinen Besuch“, warnte er.
„Es ist aber dringend. Wir müssen den gierigen Ritter aufhalten, der über
dieses Land herrscht“, flüsterte ein kleines Mädchen ängstlich. Der Fuchs
wirkte, als würde es in seinem Kopf schwer arbeiten, bis er schließlich sagte:
„Na gut, ich gehe ein Stück mit euch. So seid ihr schneller.“ Und tatsächlich!
Mit Hilfe des Fuchses sahen sie nach drei Stunden den Garten des alten
Hexenhäuschens. Dort verabschiedete sich der neue Freund der Kinder und gespannt
betraten sie das weitläufige Hexengrundstück.
Kräuter-,
Blumen- und Gemüsebeete umrahmten eine geduckte Hütte, die fast von Efeu
verschluckt wurde. Aus dem Kamin kam dunkler Rauch, der die Luft mit
verlockendem Brotgeruch füllte. Mutig schritt ein Mädchen voran und klopfte
laut gegen ein Fenster. Sofort wurde es aufgerissen und ein schrumpeliges
Gesicht kam zum Vorschein. Es wurde von wilden roten Locken umrundet, auf denen
ein schiefer Spitzhut thronte.
„Seid ihr die Hexe des Waldes?“, traute sich ein
Junge zu fragen, an den sich zitternd seine kleine Schwester klammerte.
„Und
was wenn? Was wollt ihr hier?“, motzte die Alte zurück.
„Wir brauchen Ihre
Hilfe, um Ritter Friedberg aufzuhalten: Wir verhungern, wenn wir so
weitermachen. Er schwimmt im Geld und wir sehen davon nichts.“
„Ich hätte da
tatsächlich eine Idee, wie wir ihn stoppen könnten. Aber ich helfe euch nur,
weil ich noch eine Rechnung mit ihm offen habe“, lachte die Hexe und versprach
den Kindern, sich um die Angelegenheit zu kümmern. Hoffnungsvoll kehrten die
Kinder ins Dorf zurück. Als sie im Dorf schließlich verkündeten, dass eine neue
Zeit anbrechen würde und von ihrem Abenteuer erzählten, keimte Hoffnung in
allen Bewohnern auf.
Drei
Tage nach dem Abenteuer machte Friedberg einen Jagdausflug. Er wollte am Abend
ein großes Festessen veranstalten und hielt deshalb Ausschau nach einem
besonders schönen Tier. Da! Das wäre die perfekte Beute! Ein wunderschönes
Reh stand mitten auf einer sonnenbeschienenen Lichtung und graste. Der Ritter
zögerte nicht lange und erlegte das arme Wild. Er konnte ja nicht ahnen, dass
das Fleisch von der Zauberin verflucht wurde. Sie saß versteckt auf einem Baum
und beobachtete schmunzelnd, wie Friedberg lachend von dannen zog.
Am
Abend wurde dann das große Fest gefeiert und der Ritter bediente sich mit
seinen Freunden reichlich am Braten. Nur, warum wurde er plötzlich so müde?
Auch rund um den Tisch wurde auf einmal überall laut gegähnt. Seine Lider
wurden schwer und er sank schlafend auf seinem Platz zusammen. Langsam und
knarrend öffnete sich das Tor zum Rittersaal. Die Hexe stand im Türrahmen und
kicherte boshaft. Lautlos wie ein Luftzug glitt sie auf die Männer zu und
schwang dabei wild mit ihrem Zauberstab: „Friedberg und seine Bande strichen
viel zu lange durch die Lande. Trieben es zu wild und werden nun zum Bild!“
Diesen
Reim zischte sie dreimal und wanderte dabei um die voll beladene Tafel. Der
Ritter schlief fest weiter, während er sich langsam auflöste. Erst verschwanden
seine Arme, dann sein Kopf und schließlich stand sein Stuhl leer. Das Gleiche
geschah mit seinen Kumpanen. Doch was war das? Hinter ihnen an der Wand
entstand gleichzeitig eine wunderschöne Malerei von tapferen Turnierkämpfern
auf Pferden. Sah man genau hin, erkannte man darauf den Burgherrn von
Finstergrün. Noch heute kann man das Kunstwerk der Hexe bestaunen und
vielleicht findet ihr ja auch Friedberg darauf. Den tapfersten, aber auch
habgierigsten Ritter aller Zeiten.
...mehr davon! Papa von Melanie L.
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